Ergebnisse
Ein nachhaltiges Ernährungssystem für eine gesunde Ernährung in der Schweiz
Die zentralen Ergebnisse der 26 Forschungsprojekte lassen sich in folgende drei Kapitel einteilen:
Das Kapitel "Gesunde Ernährung" bietet eine Übersicht über die Ergebnisse der Projekte zu den Themen Gesundheit und Ernährung.
Das Kapitel "Nachhaltigkeit" fasst Vorschläge für eine umweltfreundlichere Produktion von Fleisch, Milch und Gemüse zusammen. Davon können einige auch direkte positive Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben.
Das Kapitel "Politikanalyse" präsentiert die Ergebnisse einer Analyse der Politikfelder, die die für die Regulierung des Ernährungssystems in der Schweiz entscheidend sind: die Landwirtschaftspolitik, die Lebensmittelsicherheit und die öffentliche Gesundheitspolitik.
Gesunde Ernährung
Mehr Früchte und Gemüse, weniger Fleisch
Im Rahmen des NFP 69 wurde das Projekt “Für eine gesunde und nachhaltige Ernährung in der Schweiz” durchgeführt. Dieses Projekt nahm die Essgewohnheiten der Schweizer Bevölkerung unter die Lupe.
Männer essen im Durchschnitt mehr Fleisch als Frauen. Ausserdem ernähren sich die Menschen in der Westschweiz und im Tessin weniger gesund als jene in der Deutschschweiz. Die Essgewohnheiten in der Westschweiz haben sich jedoch von 1993 bis 2014 insgesamt leicht verbessert.
In der Schweizer Bevölkerung sind die Unterschiede bezüglich der Essgewohnheiten zwischen den verschiedenen sozio-ökonomischen Gruppen weniger ausgeprägt als in anderen Ländern. Im Allgemeinen sollte die Schweizer Bevölkerung mehr Früchte, Gemüse, Vollkorn-Produkte, Nüsse und Hülsenfrüchte essen. Der Konsum von tierischen Produkten wie zum Beispiel rotes oder verarbeitetes Fleisch sollte hingegen reduziert werden.
Das Projekt “Soziale Ungleichheit” untersuchte das Essverhalten der Westschweizer Bevölkerung. Es konnten unterschiedliche Gründe festgestellt werden, welche die Leute an einer gesunden Ernährung hindern. Für etwas weniger als 40 % der Befragten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung sind die hohen Lebensmittelpreise nach wie vor eine Hürde für eine gesunde Ernährung.
Die Preise für gesunde Lebensmittel senken
Für das Ausbleiben einer gesunden Ernährung wurden weitere Gründe genannt, wobei die Vorliebe für gutes Essen, Zeitdruck, Einschränkungen durch das Alltagsleben und der fehlende Wille oft genannt wurden.
Es ist schwierig, die vielen individuellen Einflussfaktoren auf die Essgewohnheiten der Leute zu verändern. Daher schlägt die Forschungsgruppe des Projekts “Soziale Ungleichheit” umfassende Massnahmen vor, die sich nicht auf eine spezifische Bevölkerungsgruppe beschränken. Sie empfehlen, die Preise gesunder Lebensmittel und insbesondere von Früchten und Gemüsen zu senken, zum Beispiel indem die Inlandproduktion gefördert wird.
Gesunde Ernährung am Arbeitsplatz fördern
Ungefähr eine Million Schweizer Erwerbstätige verpflegen sich unter der Woche in Personalrestaurants oder Kantinen. Die Unternehmen mit Gastronomiebetrieben haben daher einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit eines beträchtlichen Teils der Bevölkerung.
Zwei Projekte des NFP 69 haben unterschiedliche Ideen ausgearbeitet, wie Unternehmen eine gesündere Ernährung ihrer Arbeitskräfte fördern können. Diese Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, dem Ziel einer gesünderen Ernährung am Arbeitsplatz einen Schritt näher zu kommen. Dieses Ziel ist im Aktionsplan der Schweizer Ernährungsstrategie festgehalten.
Das Projekt "Salzkonsum" erforschte unterschiedliche Möglichkeiten, wie man die Schweizer Bevölkerung dazu motivieren kann, sich ausgewogen und weniger salzig zu ernähren. Heute nehmen die Leute pro Tag bei weitem mehr als die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen fünf Gramm Salz zu sich.
Die Forschenden untersuchten sieben unterschiedliche Unternehmen mit Personalrestaurants in der Deutschschweiz mit zwei verschiedenen Ansätzen. Sie sensibilisierten einerseits die Angestellten dieser Unternehmen durch Ernährungstrainings und überprüften anschliessend alle drei Monate ihre Gesundheit. Andererseits wurden Küchenteams in der Planung und Umsetzung unterstützt, mit dem Ziel, den Salzanteil bei den oft gekochten Gerichten zu senken.
Obwohl die Tagesteller nach der einjährigen Testphase fast genau so viel Salz enthielten wie zu Beginn (im Durchschnitt 4,4 statt 4,5 Gramm pro Portion), sank die von den Teilnehmenden durchschnittlich konsumierte Salzmenge von 8,7 auf 8,1 Gramm pro Tag. Während der durchschnittliche Salzkonsum der Frauen bei 7 Gramm pro Tag unverändert blieb (dieser Wert liegt bereits unter dem durchschnittlichen Schweizer Salzkonsum), sank jener von Männern von 10,4 auf 9,2 Gramm pro Tag. Grundsätzlich war die Reduktion der konsumierten Salzmenge bei höheren Ausgangswerten grösser. Bei Frauen spielte auch Alter und Gewicht eine Rolle für die Reduktion der Salzmenge. Die Trainingsprogramme wirkten sich bei Frauen und Männern positiv auf die Gesundheit aus. Sie entwickelten im Laufe des Jahres ein stärkeres Bewusstsein für Gesundheit und Ernährung.
Die Resultate zeigen, dass durch regelmässige, praxisorientierte Kurse gesundheitsrelevante Umstellungen der Ernährung hervorgerufen werden können – sofern ein unterstützendes Umfeld hergestellt wird. Angesichts dieser Resultate empfehlen die Forschenden, die betriebliche Gesundheitsförderung systematisch auf die Ernährung auszuweiten. Sie schlagen vor, die Richtwerte des Salzgehalts als Kriterium in allen bestehenden Gesundheitslabels der Personalrestaurants aufzunehmen.
Gesundheitsmotive durch positive Reize in der Umwelt aktivieren
Das Projekt “Gesundheitsreize” setzte sich ebenfalls mit dem Thema Ernährung am Arbeitsplatz auseinander. Die Forschungsgruppe untersuchte die Auswirkungen von Umwelteinflüssen auf unsere Essgewohnheiten. Sie stellten Poster mit unterschiedlichen Motiven neben Snackautomaten auf – zum Beispiel Fotos von Skulpturen von Alberto Giacometti oder genussorientierte Bilder eines Jahrmarkts. Anschliessend werteten sie die Auswirkung des Posters auf die Wahl der Konsumierenden aus. Bilder von Natur oder Sport hatte zwar keinen Effekt auf die Menge der gegessenen Lebensmittel. Die Wahl der Konsumierenden fiel hingegen häufig gesünder aus.
Stand ein Bild einer dünnen Giacometti-Skulptur neben dem Snackautomaten, so hatte dies Auswirkungen auf den Appetit der Personen. Diese assen weniger als wenn sie sich an einem Automaten bedienten, neben dem kein Poster oder eines mit Bildern eines Jahrmarktes stand. Daraus schlossen die Forschenden, dass Reize in der Umwelt Gesundheitsmotive aktivieren können. Sie sind der Ansicht, dass Reize mit Einfluss auf die Ernährung nicht nur in Kantinen und Personalrestaurants eingesetzt werden sollten.
Beim Abnehmen helfen
Zwei weitere Projekte des NFP 69 lieferten Resultate, die Menschen beim Abnehmen helfen sollen.
Die Forschenden des Projekts “Übergewicht vorbeugen” entwickelten ein Analysegerät, das anhand der Atemluft feststellen kann, ob im Köper zum Zeitpunkt der Messung Fett abgebaut wird. Das Gerät setzt Laserspektroskopie ein, um die Konzentration von Azeton-Molekülen in der Atemluft zu messen. Diese flüchtigen organischen Stoffe werden vom menschlichen Körper produziert, wenn dieser mehr Energie verbraucht als er zu sich nimmt.
Die Auswertungen zeigen, dass der AcetonGehalt in der Atemluft ein zuverlässiger Biomarker für die Messung der Energiebilanz im menschlichen Körper ist: Je höher die Konzentration, desto grösser das Energiedefizit.
Solche Messinstrumente könnten demnach stark übergewichtigen Patientinnen und Patienten helfen, ihre Anstrengungen zur Gewichtsreduktion zu überprüfen und sie zu motivieren, damit fortzufahren. Die Methode steht im Einklang mit aktuellen Ansätzen der Präventivmedizin, die darauf abzielen, individuelle Anhaltspunkte zur quantitativen Nachverfolgung einer bestimmten Risikoexposition oder Krankheit zur Verfügung zu stellen.
Das Instrument sollte weiterentwickelt werden, sodass das Gerät verkleinert und im Alltag einfach angewendet werden kann.
Die Forschenden des Projekts “Functional Food” banden Fett-Tröpfchen in Emulsionen ein, die ausschliesslich im Dünndarm Triglyceride freisetzen. Sie untersuchten, ob die auf diese Weise entwickelten funktionalen Nahrungsmittelemulsionen fähig sind, das Sättigungsgefühl nach dem Essen zu verlängern. Die Untersuchungen zeigten, dass die Emulsionen sowohl bei Tieren als auch bei Menschen einen Sättigungsreiz auslösen. Dies deutet darauf hin, dass spezielle Emulsionen dazu geeignet sind, die Energieaufnahme von Übergewichtigen besser kontrollieren zu können. Die Forschenden unterstreichen jedoch, dass eine breite Verwendung (zum Beispiel in Salatsaucen) nicht möglich ist, ohne dass die geschmacklichen Eigenschaften der Emulsionen verbessert werden.
Neue Ansätze gegen Mangelerkrankungen
Die im NFP 69 behandelten Fragestellungen befassten sich nicht nur mit der Vermeidung eines Nährstoffüberschusses. Die Projekte setzten sich auch mit Möglichkeiten zur Vermeidung von Mangel an Vitaminen und Mineralstoffen auseinander.
Mehr als zwei Milliarden Menschen – insbesondere Frauen und Kinder – leiden an Eisenmangel. Diese Mangelerscheinung ist für verschiedene Probleme verantwortlich, beispielsweise reduzierte Leistungsfähigkeit, Blutarmmut und erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten. Die heute auf dem Markt angebotenen Nahrungsmittelzusätze bieten keine Lösung für das Problem, da sie entweder schwer verdaulich sind oder negative Auswirkungen auf den Geschmack, den Geruch oder die Farbe der Nahrungsmittel haben.
Eine Forschungsgruppe des NFP 69 entwickelte einen neuen, auf Nanotechnologie basierenden Ansatz, mit dem das Spurenelement Eisen zu Nahrungsmitteln hinzugefügt werden kann. Obwohl die Eisen-Nanopartikel eine gute Bioverfügbarkeit aufweisen und den Geschmack nicht verändern, oxidieren sie häufig und bilden Aggregate, die vom Körper nicht mehr verwertet werden können.
Zur Stabilisierung der Eisen-Nanopartikel haben die Forschenden ein Hybridmaterial entwickelt. Die Nanopartikel verbinden sich mit den sogenannten Amyloidfasern. Diese bestehen aus dem essbaren Milchprotein Beta-Lactoglubin, das bei der Käseproduktion als Nebenprodukt entsteht. Die Forschenden konnten mit Tests an Ratten zeigen, dass sich die Eisen-Nanopartikel erst wieder lösen, wenn sie in das saure Milieu des Magens gelangen, von wo aus sie anschliessend schnell vom Körper aufgenommen werden.
Dieses neue Hybridmaterial ist nicht nur geschmacksneutral, sondern auch lange haltbar und kostengünstig herzustellen. Daher weist es ein bedeutendes Potenzial im Kampf gegen Eisenmangel auf – insbesondere in weniger entwickelten Ländern, in denen Eisenmangel stark verbreitet ist.
Die positiven Auswirkungen von Beta-Glucan verstehen
Die Forschungsgruppe des Projekts “Nahrungsfasern” untersuchte die chemischen Eigenschaften des in Getreide enthaltenen Beta-Glucans. Dieser Ballaststoff kann den Cholesterinspiegel im Blut senken und den Blutzucker regulieren. Die Forschenden untersuchten die Auswirkungen der Lebensmittelverarbeitung auf Beta-Glucan sowie mehrere spezifische molekulare Wechselwirkungen mit Beta-Glucan.
Das Projekt gab Aufschluss über die positiven Auswirkungen von Beta-Glucan durch seine Wechselwirkungen mit Gallensäuren, Eisen und Magenschleim. Die Forschenden fordern Entscheidungsträger und Akteure aus der Praxis dazu auf, das Verständnis von Konsumierenden für die Zusammensetzung der Nahrungsmittel zu fördern. Zudem empfehlen sie der Lebensmittelindustrie, die Forschungsresultate zum Ballaststoff Beta-Glucan in die Herstellung von für Menschen mit Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Übergewicht massgeschneiderte Nahrungsmittel einfliessen zu lassen.
Die Aufnahme von Vitamin D in der Schwangerschaft verbessern
Das Projekt “Vitamin D” untersuchte den Vitamin-D-Status von werdenden Müttern in der Schweiz. Sie fanden heraus, dass mehr als die Hälfte der schwangeren Frauen einen zu tiefen Vitamin-D-Wert im Blut aufweisen. Ein Vitamin-D-Mangel während der Schwangerschaft ist einer der ausschlaggebendsten Faktoren für Rachitis bei Kindern und kann ausserdem zu einem schlechten fötalen und neonatalen Wachstum führen.
Der Durchschnittswert von Vitamin-D im Blut fiel im Sommer höher aus als im Winter. Frauen aus dem Tessin – der sonnigsten Region des Landes – waren weniger anfällig für einen Vitamin-D-Mangel als Frauen aus Zürich. Frauen mit einem dunkleren Hautteint waren besonders anfällig für einen tiefen Vitamin-D-Status.
Die Forschenden kamen zum Schluss, dass die schweizerischen Richtlinien für Vitaminzusätze in ihrer heutigen Form schwangere Frauen nicht genügend vor einem Vitamin-D-Mangel schützen. Entweder weil die verschriebenen Dosierungen zu tief sind oder – was wahrscheinlicher scheint – weil viele Frauen ihre Vitaminzusätze nicht regelmässig einnehmen. Die Ergänzung von Vitamin-D während der Schwangerschaft sollte daher von medizinischen Fachkräften stärker kontrolliert werden.
Grundlage für eine gesunde und nachhaltige Ernährung
Die Essgewohnheiten der Schweizer Bevölkerung haben weitreichende Auswirkungen. Die Art und Weise, wie Nahrungsmittel produziert, verarbeitet und konsumiert werden, beeinflusst nicht nur die Gesundheit der Menschen, sondern wirkt sich ebenfalls auf die Umwelt, die Wirtschaft und die Gesellschaft als Ganzes aus. Um diese Auswirkungen genauer abschätzen zu können, berechnete die Forschungsgruppe “Empfehlungen für eine nachhaltige und gesunde Ernährung” verschiedene Zukunftsszenarien. Die Szenarien zeigen, dass ein geringerer Fleischkonsum zu einer gesünderen Ernährung und gleichzeitig zu einer ökologisch und sozial nachhaltigeren Lebensmittelproduktion führen würde.
Das erste Szenario basiert auf der Annahme, dass die Bevölkerung in der Schweiz bis im Jahr 2050 die Empfehlungen der Schweizer Ernährungspyramide vollständig befolgen wird. Das zweite Szenario “FeedNoFood” geht hingegen von veränderten Essgewohnheiten aus, die in erster Linie auf das Umweltbewusstsein zurückzuführen sind. Dieses Szenario setzt voraus, dass Nutztiere in der Schweiz im Jahr 2050 ausschliesslich mit Gras und Nebenprodukten der Lebensmittelherstellung ernährt werden. Die heutige Wettbewerbssituation zwischen der Produktion von Nahrungsmitteln für Tiere und derjenigen für Menschen soll dann nicht mehr bestehen. Die Szenarien Ernährungspyramide und “FeedNoFood” gehen beide davon aus, dass die Schweizer Bevölkerung bis 2050 weniger Fleisch und mehr Hülsenfrüchte isst. Das dritte Szenario ging von unveränderten Essgewohnheiten in der Schweiz aus.
Die Analysen zeigen, dass die beiden unterschiedlichen Zukunftsszenarien grundsätzlich von vergleichbaren Veränderungen der Essgewohnheiten ausgehen. In beiden Fällen wird der Fleischkonsum massgeblich reduziert und durch Hülsenfrüchte kompensiert. Die Veränderung würde positive Synergien zwischen Nachhaltigkeit und öffentlicher Gesundheit hervorrufen: Eine fleischärmere Ernährung ist gesünder und fördert gleichzeitig die ökologische und soziale Nachhaltigkeit der Lebensmittelproduktion.
Die Analysen deuten ausserdem darauf hin, dass die Nettoselbstversorgung des schweizerischen Nahrungsmittelsektors zunehmen dürfte; dies ist eine Folge auf der sinkenden Importe von Futtermitteln, die für die Fleischproduktion erforderlich sind. Zudem dürften die Lebensmittelausgaben der Konsumierenden aufgrund der reduzierten Ausgaben für die teuren tierischen Erzeugnisse sinken. Auf makroökonomischer Ebene würde eine solche Veränderung jedoch zu einer geringeren Wertschöpfung im Schweizer Lebensmittelsektor führen.
Die Analysen der Szenarien zeigen jedoch ebenfalls die vielen Zielkonflikte auf, die mit einer Veränderung der Essgewohnheiten einhergehen. Es bestehen erhebliche Widersprüche in den heutigen Ernährungsempfehlungen bezüglich der Gesundheit und Modellen für gesundheitliche Folgen. Es wird zum Beispiel empfohlen, für die Aufnahme von Mineralstoffen, Porteinen und Vitaminen Fleisch zu essen. Derweil gehen epidemiologische Studien davon aus, dass der Konsum von grossen Mengen rotem oder verarbeitetem Fleisch mit einem leichten Risikoanstieg für unterschiedliche Krebserkrankungen einhergeht. Auch bezüglich Fleischersatzprodukten besteht ein Zielkonflikt: Werden pflanzliche Produkte wie zum Beispiel Hülsenfrüchte importiert, so gilt es die sozialen Auswirkungen in den Exportländern zu berücksichtigen. Diese Zielkonflikte müssen behoben werden, um Verwirrungen der Konsumierenden zu vermeiden.
Die Studie erkannte im Ausbau der biologischen Produktion einen weiteren Zielkonflikt. Ein höherer Anteil an ökologisch produzierten Nahrungsmitteln könnte zu einer Senkung der Umweltauswirkungen in der Schweiz beitragen. Aufgrund der geringeren Erträge hätte dies jedoch bei gleichbleibenden Ernährungsgewohnheiten mehr Importe zur Folge und würde die Umweltauswirkungen im Ausland erhöhen.
Früchte und Gemüse gelten zwar als gesund, sie verderben jedoch schnell und führen daher auf allen Stufen der Nahrungsmittelkette zu mehr Lebensmittelverlusten. Diese negativen Folgen für die Umwelt könnten in Zukunft durch eine effizientere Logistik und eine bessere Haltbarkeit von Lebensmitteln verringert werden.
Diese Beispiele zeigen, dass die Modelle einen wesentlichen Beitrag zum Verständnis der Unstimmigkeiten leisten, die zwischen einer rein landwirtschaftlichen Sicht auf die Nahrungsmittelproduktion und einer gesamtheitlichen Sicht auf das Ernährungssystem auftreten.
Das Projekt zeigt auch, dass eine gesunde Ernährung und eine nachhaltige Nahrungsmittelproduktion nicht durch voneinander unabhängige Massnahmen innerhalb des gleichen Systems erreicht werden können. Laut den Forschenden sollten die drei Politikbereiche Gesundheit, Ernährung und Landwirtschaft, die heute unabhängig voneinander funktionieren, in einem übergreifenden Rahmen koordiniert werden. Nur auf diese Weise könnte das zukünftige Schweizer Ernährungssystem einem möglichst grossen Teil der Bevölkerung eine gesunde und nachhaltige Ernährung bieten.
Nachhaltigkeit
Die Forschungsgruppe des Projekts "Nachhaltige Ernährungswirtschaft" stellte fest, dass in der Schweiz rund ein Drittel aller Umweltauswirkungen auf die Land- und Ernährungswirtschaft zurückzuführen sind. Bei einem Anteil von knapp 7 % an der nationalen Bruttowertschöpfung bedeutet dies, dass der Sektor überproportional zur Umweltbelastung beiträgt. Damit das Ernährungssystem nachhaltiger wird, ist eine Koordination zwischen der landwirtschaftlichen Produktion, der verarbeitenden Industrie, dem Gross- und Einzelhandel und dem Lebensmittelkonsum erforderlich.
In diesem Kapitel bezieht sich das Wort "Nachhaltigkeit" hauptsächlich auf die Umweltauswirkungen des Ernährungssystems, aber auch auf seine soziale und wirtschaftliche Dimension.
Umweltperformance von Milchwirtschaftsbetrieben in Schweizer Berggebieten
Im Projekt "Nachhaltige Milchproduktion" beurteilten Forschende die Umweltperformance von Milchwirtschaftsbetrieben in Schweizer Berggebieten. Gestützt auf ihre Arbeit empfehlen sie, zwischen lokaler und globaler Ökoeffizienz von Landwirtschaftsbetrieben zu unterscheiden, aber stets beide zu berücksichtigen.
Die Forschungsgruppe identifizierte Faktoren, die sowohl die globale und lokale Umweltperformance als auch die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Milchviehbetrieben in Berggebieten verbessern können. Es handelt sich bei diesen Faktoren um den biologischen Landbau, ein hohes Bildungsniveau der Betriebsleitung und – in geringerem Ausmass – eine tiefere Intensität des Einsatzes von Kraftfutter, ein grosser Betrieb sowie die Bewirtschaftung des Betriebes im Vollerwerb.
Massnahmen zur Reduzierung der Emissionen in der Milchviehhaltung
Die Milchviehhaltung ist für einen wesentlichen Teil der Treibhausgas- und Ammoniakemissionen verantwortlich. Ammoniak schädigt nicht nur empfindliche Ökosysteme, sondern kann auch zur Bildung von Feinstaub beitragen, der für die menschliche Gesundheit schädlich sein kann.
Aus diesen Gründen strebt ein Ziel der Umweltziele Landwirtschaft eine Reduktion der Schweizer Ammoniakemissionen um 40% gegenüber 2005 an. Im Rahmen des Projekts "Emissionen von Kühen" untersuchten die Forschenden die Wirksamkeit verschiedener Massnahmen zur Reduzierung der Ammoniakemissionen. Sie fanden heraus, dass bauliche Veränderungen an den Ställen mit Fokus auf die verschmutzten Böden – die Hauptquelle für Ammoniak – sehr vielversprechend sind.
Die erste untersuchte bauliche Massnahme bestand in einem Boden mit einem Quergefälle von 3 %, sodass der Urin der Kühe schnell von der Bodenoberfläche in eine zentrale Rinne abfliessen kann. Zwölf Mal täglich lief ein automatischer Entmistungsschieber, was einen ungehinderten Abfluss ermöglichte. Erste Ergebnisse zeigten 20 % niedrigere Ammoniakemissionen in dem System mit geneigtem Boden im Vergleich zum Referenzsystem ohne Neigung.
Die zweite bauliche Massnahme, die zu einer deutlichen Reduzierung der Ammoniakemissionen führte, wird als "Fressstand" bezeichnet. Dabei stehen die Kühe auf einem erhöhten Fressbereich mit Trennwänden. Da auf diesem Podest kaum Kot und Harn anfällt, reduziert sich die stark verschmutzte Fläche im Stall. Die Lauffläche hinter den Fressständen wiederum kann vom Entmistungsschieber häufig gereinigt werden, ohne die Kühe beim Fressen zu stören.
Zusätzlich zur Reduktion von Ammoniak führen beide Massnahmen zu saubereren und trockeneren Bodenoberflächen, was wiederum die Klauengesundheit und Stallhygiene verbessert.
Beide Massnahmen wurden in die neue "Verordnung über Strukturverbesserungen in der Landwirtschaft" aufgenommen. Die Verordnung sieht finanzielle Unterstützung für Landwirte vor, die diese Massnahmen beim Um- oder Neubau von Ställen umsetzen.
Die Umwelt und die Gesundheit von Schweinen schützen
Wie der Milchviehbetrieb hat auch die Fleischproduktion Auswirkungen auf die Umwelt. In den letzten 30 Jahren ist der durchschnittliche Fleischkonsum in der Schweiz von 60 auf 50 Kilogramm pro Jahr gesunken. Schweinefleisch ist nach wie vor das beliebteste Fleisch des Landes: Im Jahr 2017 lag der durchschnittliche Konsum bei 22 Kilogramm. Forschende des Projekts "Gesunde Schweine" entwickelten ein Modell für die Schweinefleischproduktion, das nicht nur Ammoniak- und Treibhausgasemissionen reduziert, sondern gleichzeitig die Gesundheit und das Wohlbefinden der Tiere verbessert.
Um die Treibhausgas- und Ammoniakemissionen zu reduzieren, untersuchte diese Forschungsgruppe die Proteineffizienz der Schweine. Je effizienter Protein im Stoffwechsel der Schweine verwertet wird, desto weniger gelangt es in die Gülle, wo es als Stickstoff- und Ammoniakquelle wirkt.
Die Forschenden untersuchten anhand von 112 Schweineproduzenten auch, wann und wo Infektionen häufig auftraten und in der Folge mehr Antibiotika eingesetzt werden mussten.
Für einen geringerem Einsatz von Antibiotika in der Schweinehaltung sind aus Sicht der Forschenden folgende Faktoren zentral: gute Tränkehygiene, angemessene Mengen an Spezialfutter für Jungtiere sowie die Vermeidung von Tieren unterschiedlichen Alters im gleichen Stall. Ein verringerter Antibiotikaeinsatz in der Schweinehaltung trägt unter anderem dazu bei, der weiteren Ausbreitung von Antibiotikaresistenz bei Bakterien, die für Mensch und Tier krankheitserregend sind, vorzubeugen.
Metallbelastung im Boden begrenzen
Zwei NFP-69-Projekte befassten sich mit den Umweltauswirkungen des Ackerbaus. Im Rahmen des Projekts "Metallbelastung" wurden die Gehalte an Kadmium, Kupfer, Uran und Zink im Acker- und Grünland der Schweiz untersucht.
Die Ergebnisse zeigen, dass die landwirtschaftliche Praxis der vergangenen 50 Jahre eine Anhäufung dieser Metalle im Boden verursacht hat. Das ist aus zwei Gründen beunruhigend: Einerseits können erhöhte Metallkonzentrationen die Bodenfruchtbarkeit beeinträchtigen, andererseits gelangen die Metalle auch in die menschliche Nahrungskette, weil sie von den Pflanzen aufgenommen werden.
Über einen Zeitraum von einem Jahr entnahm das Forschungsteam diverse Bodenproben von drei verschiedenen Maisfeldern, auf denen mineralische Dünger eingesetzt wurden; ebenso von drei Weiden, auf denen Stalldünger ausgebracht wurde. So konnten sie alle eingehenden und abgehenden Metallflüsse messen.
Sie fanden heraus, dass sich die vier Metalle in allen von ihnen untersuchten Feldern in den oberen Bodenschichten angesammelt hatten. Die Hauptquelle für Kadmium und Uran war der mineralische Phosphor-Dünger. Um die Metallbelastung des Bodens zu reduzieren, empfehlen die Forschenden die Einführung eines neuen Richtwertes für Uran in mineralischem Dünger und die sorgfältige Überprüfung dieses Wertes sowie auch des Richtwertes für Kadmium.
Darüber hinaus könnte eine Anreicherung beider Metalle vermieden werden, wenn verstärkt rezyklierte Düngemittel aus Klärschlammasche eingesetzt werden, vorausgesetzt diese stammen aus Verfahren, die die Schwermetalle abreichern.
Gülle ist die Hauptquelle für Zink und Kupfer im Boden. Beide Spurenmetalle sind als Zusatzstoffe im Futter enthalten, werden von den Tieren ausgeschieden und enden in der Gülle.
Um den Einsatz von Kupfer und Zink in Zukunft zu reduzieren, empfehlen die Forschenden, die Richtlinien für die Zugabe von Kupfer und Zink in Futtermittel strikt anzuwenden und die Verteilung von Gülle auf die landwirtschaftlichen Flächen zu optimieren. Darüber hinaus sollten Getreidesorten gefördert werden, die sehr wenig Kadmium aufnehmen und im Gegenzug Zink effizient in das Korn transportieren.
Änderung der Fruchtfolge zur Vermeidung von Pilzbefall
Das Projekt "Sicheres Getreide" verglich verschiedene Getreidesorten hinsichtlich ihrer Resistenz gegen Infektionen mit Fusarien-Pilzen. Das Projekt drehte sich um die zentrale Frage, wie man den Fusarienbefall bei Getreide reduzieren kann. Da diese Pilze gefährliche Toxine – sogenannte Mykotoxine – freisetzen, stellen sie ein Gesundheitsrisiko dar, wenn sie Getreide befallen.
In Wachstumskammern und Feldversuchen stellten die Forschenden fest, dass Gerste bei Temperaturen von 15 Grad anfälliger für Fusarienbefall ist als bei kühleren oder wärmeren Temperaturen. Gerste erwies sich in allen Wachstumsphasen als weniger widerstandsfähig verglichen mit Weizen.
Ihre Ergebnisse zeigten, dass die Veränderung der Fruchtfolge der effektivste Weg ist, um Infektionen mit Mykotoxinen zu verhindern. Gerste sollte nicht auf Feldern mit der Vorfrucht Mais angebaut werden, während Hafer auf grosskörniges Getreide folgen sollte.
Zwei Drittel des ökologischen Fussabdrucks der Schweiz fallen im Ausland an
Das Projekt "Nachhaltige Ernährungswirtschaft" simulierte im Rahmen des NFP 69 mögliche Trends im schweizerischen Ernährungssystem. Die Forschenden wandten zwei umweltökonomische Modelle an. Eines davon zeigt, dass das Ernährungssystem in der Schweiz für 17 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich ist.
Die meisten Treibhausgase sind auf die Fleisch- und Milchproduktion zurückzuführen. Im Weiteren belastet die Landwirtschaft die Umwelt durch die beträchtliche Boden und Wassernutzung. Im Gegensatz dazu sind die Umweltauswirkungen der verarbeitenden Industrie sowie des Handels und Vertriebs relativ gering, obwohl diese Sektoren die grösste Wertschöpfung generieren.
Die Forschenden dieses Projekts zeigten auch, dass rund zwei Drittel des ökologischen Fussabdrucks des Schweizer Lebensmittelkonsums im Ausland anfallen, weil die Schweiz viele Nahrungsmittel, Futtermittel und Rohstoffe importiert. Der Umstand, dass die Mehrheit der Umweltauswirkungen im Ausland anfällt, bezieht sich auf die aggregierten Umweltauswirkungen nach der Methode der ökologischen Knappheit, Treibhausgasemissionen und Biodiversitätsverlust.
Die Partnerschaft zwischen Produzierenden und Konsumierenden stärken
Forscher des Projekts "Bio-Korb" plädieren dafür, dass die Bemühungen um eine nachhaltigere Lebensmittelversorgung in der Schweiz auf ganzheitlichen Strategien beruhen sollten, die sich sowohl an Produzenten als auch an Konsumierende wenden.
Das Projekt zeigt, dass die Ermutigung der Menschen, lokal erzeugte, saisonale Lebensmittel zu essen, nicht nur einheimische Produzenten unterstützt, sondern auch zu einer gesunden und nachhaltigen Ernährung beiträgt. In den letzten 30 Jahren ist in der Schweiz das Interesse an regionalen Nahrungsmittelnetzwerken gewachsen. Solche Netzwerke bieten regionale Produkte im Abonnement an und schaffen eine direkte Partnerschaft zwischen Landwirten und Konsumierenden. Dies ermöglicht es auch, das Risiko von beispielsweise wetterbedingten Ernteausfällen zu teilen.
Die Forschungsgruppe des Projekts "Bio-Korb" führte anhand von drei verschiedenen Programmen in der Westschweiz Fallstudien durch. Sie stellte fest, dass sich die Regionale Vertragslandwirtschaft (RVL) zunehmend von einem Randphänomen zu stärker strukturierten Systemen entwickelt. Allerdings scheinen diese Systeme Mühe zu haben, die Akzeptanz der breiten Öffentlichkeit zu gewinnen. 80 % der Mitglieder dieser Ernährungsnetzwerke verfügen über ein hohes Bildungsniveau und gehören der mittleren oder oberen Gesellschaftsschicht an.
In allen drei Fallstudien brachte das Abonnementsystem den Produzenten mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit, da sie durch die Lebensmittelkörbe eine grössere Planungssicherheit haben. Darüber hinaus berichteten viele Landwirte, dass ihre Arbeit durch die Partnerschaft mit den Konsumierenden mehr wertgeschätzt wird. Gleichzeitig fördert die Regionale Vertragslandwirtschaft gesunde und nachhaltige Essgewohnheiten.
Die Forscher empfehlen daher, RVL-Programme zu fördern, etwa durch eine Erhöhung der Anzahl von Partnerschaften zwischen lokalen Produzenten und öffentlichen und halbstaatlichen Institutionen wie Krippen, Schulen, Alters- und Pflegeheimen.
Lebensmittelverlust und -verschwendung verringern: Ein zentraler Ansatzpunkt für ein effizienteres und nachhaltigeres Ernährungssystem
Weltweit geht rund ein Drittel aller, für den menschlichen Konsum hergestellten Lebensmittel verloren. Für die Schweiz ist die Zahl ähnlich, wie das Bundesamt für Umwelt zeigte. Das entspricht 2,6 Millionen Tonnen pro Jahr, wobei zwei Drittel vermeidbar wären. Im Durchschnitt verschwendet jeder Bürger 190 Kilogramm essbare Lebensmittel pro Jahr.
Schätzungsweise 37 % der Lebensmittelverluste entfallen auf die Industrie; auf die Gastronomie entfallen 11 % und auf den Einzelhandel weitere 4 %. 9 % der Nahrungsmittelverluste treten in der Landwirtschaft auf. Aber der grösste Teil der Lebensmittelverschwendung – 39 %, fast 900'000 Tonnen pro Jahr – fällt in den Haushalten der Konsumierenden an.
Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen bezeichnet der Begriff Lebensmittelverschwendung das Wegwerfen oder die alternative, nicht für die Ernährung bestimmte Verwendung von Lebensmitteln, die sicher und geniessbar sind für den menschlichen Verzehr. Gemäss dieser Quelle können Lebensmittelverluste als qualitative oder quantitative Verringerung der Nahrung definiert werden. Dabei handelt es sich um für den menschlichen Konsum bestimmte Landwirtschafts- oder Fischprodukte, welche letztlich nicht verzehrt werden oder deren Qualität in Bezug auf Nährwert, wirtschaftlichem Wert oder Lebensmittelsicherheit beeinträchtigt ist. Lebensmittelverlust bezieht sich auf alle Lebensmittel, die in der Lieferkette verloren gehen. Da zwei Drittel des ökologischen Fussabdrucks des Schweizer Lebensmittelverbrauchs im Ausland anfallen, sind die Auswirkungen der Lebensmittelproduktion in der Schweiz sichtlich begrenzt. Eine systematische Reduktion von Lebensmittelverlusten und -verschwendung könnte allerdings dazu beitragen, das Schweizer Ernährungssystem in relativ kurzer Zeit nachhaltiger zu gestalten. Die Regierung setzt derzeit auf freiwillige Massnahmen und nutzt verschiedene Kommunikationsmassnahmen, um die Öffentlichkeit für das Thema Nahrungsmittelverluste zu sensibilisieren.
Der Bund hat indes die Ziele der nachhaltigen Entwicklung (SDGs) ratifiziert. Das Ziel 12.3 fordert die Halbierung der Verschwendung von Lebensmitteln, die für den Einzelhandel und die Verbraucher bestimmt sind, und die Reduzierung der Lebensmittelverluste in Landwirtschaft, Handel und verarbeitender Industrie bis im Jahr 2030. Das Bundesamt für Umwelt (BAFU) entwickelt deshalb eine Strategie zur Überwachung und Reduktion von Lebensmittelverschwendung.
Im Rahmen dieser Strategie hat das BAFU in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich einen Bericht veröffentlicht, der die Mengen an Nahrungsmittelverschwendung und die Umweltauswirkungen in der Schweiz zusammenfasst. Ziel dieses Berichts ist es, für die Umwelt relevante Bereiche zu identifizieren, wirksame Massnahmen zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen abzuleiten, eine wissenschaftliche Grundlage für eine Sensibilisierungskampagne zu schaffen und zentrale Forschungslücken aufzuzeigen.
Eines der Probleme bei der Durchführung dieser Art von Analyse besteht in der Messung von Verlusten und Verschwendung. Auf der Ebene der Europäischen Union beschloss die Europäische Kommission im Mai 2019, eine gemeinsame Methodik zur Messung von Lebensmittelverlusten und -abfällen in der EU einzuführen.
Eine Studie zu Kartoffelverlusten
Das allgemeine Problem der Lebensmittelverluste und -verschwendung sowie deren Ausmasse sind bekannt (siehe Kasten "Lebensmittelverlust und -verschwendung verringern"). Eine effiziente Reduzierung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung ist jedoch nur möglich, wenn wir über detaillierte Informationen zu jeder Stufe der Wertschöpfungskette der Lebensmittel verfügen. Derzeit gibt es nur wenige umfassende Erhebungen zu einzelnen Nahrungsmitteln.
Im NFP 69 wurde eine solche Studie entlang der Wertschöpfungskette für Schweizer Kartoffeln durchgeführt: Das Projekt "Nahrungsmittelverluste" zeigte, dass nicht weniger als 53 % der Kartoffelernte nicht vom Menschen verzehrt werden. Fast die Hälfte der Verluste entsteht auf Ebene der Landwirtschaftsbetriebe. Detaillierte Einblicke in die Kartoffel-Wertschöpfungskette ermöglichten den Forschenden, Massnahmen zur Verringerung von Nahrungsmittelverlusten und -verschwendung vorzuschlagen.
Das Forschungsteam empfiehlt, die ästhetischen Standards für Kartoffeln zu senken und Kartoffeln, die nicht den Standards der Lebensmittelverarbeitung entsprechen, als Futtermittel zu verwenden. Darüber hinaus weist das Team darauf hin, dass kleinere, lichtdichte Verpackungen den Konsumierenden helfen könnten, die richtige Menge an Kartoffeln zu kaufen, um ihren Bedarf zu decken.
Diese Vorschläge sind auf die Wertschöpfungskette der Kartoffel zugeschnitten und lassen sich nicht ohne Weiteres auf andere Lebensmittel übertragen. Die Forschenden empfehlen, die Wertschöpfungskette anderer Produkte, etwa verschiedener Gemüsesorten, in ähnlicher Weise zu analysieren. Auf diese Weise werden Ausmass und Ursachen der Verschwendung auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette ermittelt und eine Grundlage für die Entwicklung wirksamer Massnahmen zur Verringerung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung geschaffen.
Innovation in den Bereichen Datumskennzeichnung und Lebensmittelkonservierung
Das Projekt "Nano-Konservierung" bietet eine auf Nanotechnologie basierende Alternative zu Mindesthaltbarkeitsdaten bestimmter Lebensmittel. Die Forschungsgruppe entwickelte intelligente Etiketten für Verpackungen, die beispielsweise auf eine pH-Veränderung in Lebensmitteln reagieren. So wird bei Lebensmitteln, die beim Verderben sauer werden, der Verfall durch eine Farbänderung oder Fluoreszenz der Etiketten angezeigt. Diese Technologie ist noch nicht marktreif; weitere Untersuchungen zu anderen Anzeigesystemen, zur Akzeptanz bei den Konsumierenden und zu den Produktionskosten solcher Verpackungen sind erforderlich.
Ein weiteres Projekt namens "Konservierende Bakterien" untersuchte die Möglichkeit, Milchsäurebakterien zur Verlängerung der Haltbarkeit von Lebensmitteln einzusetzen. Die Forscher entwickelten ein Verfahren zur Auswahl der Bakterienkulturen mit den besten konservierenden Eigenschaften.
Die Verwendung solcher Kulturen in Produktionsprozessen könnte die Haltbarkeit von Lebensmitteln und die Lebensmittelsicherheit erhöhen, indem Verunreinigungen reduziert werden. Dies kann bei Verunreinigungen durch Staphylokokken-Bakterien der Fall sein. Staphylokokken setzen in der Nahrung Substanzen frei, die für den Menschen giftig sind. Weitere Beispiele sind Verunreinigungen mit Listerien oder Salmonellen – zwei weit verbreitete Krankheitserreger. Die Lebensmittelindustrie setzt zunehmend auf solche Milchsäurebakterienstämme, die sehr unterschiedliche Eigenschaften haben und für viele verschiedene Zwecke eingesetzt werden können.
Es gibt jedoch keine übergeordnete Koordination bei der Datenverwaltung zu Stämmen, die wissenschaftlich untersucht und als potenziell nützlich eingestuft wurden. Das Forschungsteam empfiehlt, das lebensmittelkonservierende Potenzial von Bakterien besser zu nutzen: Das umfasst die Bereitstellung von Daten über bekannte Stämme auf einer zentralen Plattform, so dass sie für öffentliche und private Akteure frei und direkt verfügbar sind.
Im „Staphylokokken“-Projekt untersuchten die Forschenden die Risikofaktoren für bakterielle Lebensmittelvergiftungen durch Staphylokokken. Sie analysierten den Einfluss von vier Stressfaktoren auf die Bildung verschiedener Staphylokokken-Toxine. Sie untersuchten die Wirkung von hohen Konzentrationen an Salz, Zucker, Pökelsalz und Milchsäure (niedriger pH-Wert), da diese Faktoren bei der Verarbeitung und Lagerung von Lebensmitteln häufig auftreten.
Es stellte sich heraus, dass die Bakterien in einer Umgebung mit hohem Salz- oder Zuckergehalt weniger der gesundheitsgefährdenden Gifte, sogenannte Enterotoxine, freisetzten. Das Team stellte aber auch fest, dass alle Bakterienstämme unterschiedlich auf die getesteten Stressfaktoren reagierten.
Um den gesundheitlichen Risiken von Staphylokokken besser zu begegnen, empfehlen die Forschenden die Entwicklung neuer Nachweismethoden. Diese sollten sich auf die Quantifizierung der in der Nahrung vorhandenen Enterotoxine und nicht auf die Zählung der Anzahl der Bakterien konzentrieren. Die Entwicklung solcher Nachweissysteme dürfte die Lebensmittelsicherheit für die Konsumierenden erhöhen und dazu beitragen, Lebensmittelverluste zu verringern.
Die Zukunft der Ernährungsforschung
Zwei Forschungsgruppen beteiligten sich an der europäischen Joint Programming Initiative "A Healthy Diet for a Healthy Life" (JPI-HDHL) und ebneten den Weg für eine effizientere Ernährungsforschung.
Es ist unbestritten, dass die Ernährung die Gesundheit beeinflusst. Wie genau das passiert ist jedoch von Person zu Person verschieden: Genetische Disposition, persönlicher Stoffwechsel und Umweltfaktoren spielen eine Rolle. Heute fehlen nach wie vor genaue Methoden, um die Gesundheitsauswirkungen der Ernährung zu messen. Anhand von neuen Biomarkern lassen sich die gesundheitlichen Folgen der Ernährung besser beobachten und für einzelne Bevölkerungsgruppen genauer voraussagen. Ziel des Forschungsprojekts "Mirdiet" war es, im menschlichen Körper neue genetische Biomarker zu finden, die Hinweise über gesundheitliche Auswirkungen der Ernährung geben. Der Fokus liegt dabei auf bestimmten Molekülen der RNA, den sogenannten microRNA. Diese nichtkodierenden Ribonukleinsäuren zirkulieren im Blut und spielen eine Rolle bei der Genregulation. Die Studie analysierte an freiwilligen Testpersonen, wie sich Umstellungen der Ernährung auf verschiedene microRNA auswirken. Im Allgemeinen sind die Ergebnisse durch die technischen Schwierigkeiten bei der Messung von microRNA im Blut begrenzt. Die Forschungsgruppe empfiehlt, die Suche nach Biomarkern für die Nahrungsaufnahme fortzusetzen, auch wenn die Methode zur Bemessung der Moleküle komplex ist. Mit technischen Fortschritten könnten bestehende Hindernisse überwunden und die Messung zirkulierender microRNA vereinfacht werden. Die Moleküle gelten weiterhin als vielversprechende Anhaltspunkte für die Ernährungsforschung und für die Förderung einer gesunden Ernährung.
Ernährungswissenschaftliche Untersuchungen über den Lebensmittelkonsum basieren heute meist auf Fragebögen. Eine neue Methode verspricht genauere Ergebnisse: Die Auswirkungen von Nahrungsmitteln auf die menschliche Gesundheit liessen sich an ernährungsbedingten Metabolomen genauer analysieren – das ist die Gesamtheit aller Substanzen, die sich nach dem Nahrungsmittelkonsum in Blut und Urin befinden. Solche Biomarker sind heute aber nur für wenige Nahrungsmittel bestätigt. Das internationale Forschungskonsortiums "FOODBALL" schlug vor, (i) die für die Charakterisierung dieser Biomarker notwendigen technologischen Werkzeuge zu schaffen, insbesondere die Ernährungs-Metabolomik und Datenbanken zur Quantifizierung und Identifizierung dieser Biomarker. Zudem führten die beteiligten Forschenden (ii) Studien zur menschlichen Ernährung durch, um spezifische Biomarker für eine Reihe von Nahrungsmitteln der verschiedenen Lebensmittelgruppen zu identifizieren.
So konnten zum Beispiel die an FOODBALL beteiligten Forschenden von Agroscope und der Universität Lausanne neue Biomarker identifizieren, anhand derer sich der Konsum von Milch, Käse und Sojagetränken im menschlichen Stoffwechsel nachweisen lässt. Unter den Molekülen, die nach der Einnahme von Milchprodukten entstehen, befinden sich aus Laktose gewonnene Moleküle. Deren Aussehen im Blut und Urin gibt Hinweise auf die Fähigkeit der Testpersonen, Laktose zu verdauen. Diese Ergebnisse unterstreichen das Potenzial der Forschung des FOODBALL-Konsortiums, den Bereich der personalisierten Ernährung zu entwickeln. Darüber hinaus haben Schweizer Forscher Metabolite aus den Aminosäuren Tryptophan und Phenylalanin als Biomarker für die Aufnahme von fermentierten Lebensmitteln identifiziert. Über eine Beobachtungsstudie am Menschen, unter realen Bedingungen, ebneten diese Ergebnisse den Weg für neue Arbeiten über die Auswirkungen fermentierter Lebensmittel auf die Gesundheit.
Politikanalyse
Das Schweizer Ernährungssystem wird grundsätzlich von drei verschiedenen Politikfeldern geprägt: Landwirtschaftspolitik, Lebensmittelsicherheit und öffentliche Gesundheitspolitik. Im Rahmen des NFP 69 wurde eine Politikanalyse zu diesen drei Bereichen durchgeführt. Die Forschenden interessierten sich für die Probleme, die die Politik angehen will, sowie für die konkreten Massnahmen, die zu diesem Zweck ergriffen werden. Sie unterscheiden drei Arten von Massnahmen: Regulierungen, die bei Nichteinhaltung negative Sanktionen vorsehen, positive Anreize und Informationsmassnahmen. Dieses Kapitel fasst die Ergebnisse ihrer Analyse zusammen.
Die Landwirtschaftspolitik verfolgt unterschiedliche Ziele
Die Landwirtschaftspolitik steht am Anfang der Wertschöpfungskette des Ernährungssystems. In der Schweiz regelt die Politik die Nahrungsmittelproduktion auf vielfältige Weise. Die beiden Hauptwege sind Anreize in Form von Subventionen und Regulierungen. Informelle Massnahmen wie Informationskampagnen sind hingegen selten.
Viele agrarpolitische Massnahmen verfolgen mehrere Ziele gleichzeitig. So wird mittels Subventionen einerseits die Nahrungsmittelproduktion unterstützt. Andererseits werden auch Subventionen zur Erhaltung der natürlichen Ressourcen und zur Förderung des Tierschutzes eingesetzt.
Die zentrale Rolle der Subventionen und Regulierungen und die Vielzahl der damit verfolgten Ziele ist auf die lange Geschichte der Schweizer Agrarpolitik und die starke Rolle des Bundes zurückzuführen.
Die Landwirtschaftspolitik verfügt über politische Instrumente, die darauf abzielen, die Auswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion auf die Umwelt zu begrenzen. Die Instrumente werden noch nicht so lange zur Erreichung dieses Ziels eingesetzt und/oder sind eher unverbindlicher Natur.
Einheitliche Politik der Lebensmittelsicherheit
Das Politikfeld der Lebensmittelsicherheit umfasst alle Massnahmen, die darauf abzielen, den sicheren Verzehr von Lebensmitteln zu gewährleisten. Diese Massnahmen decken die gesamte Lebensmittelwertschöpfungskette ab, von der Nahrungsmittelproduktion und -verteilung bis hin zum Konsum. Die Lebensmittelsicherheit wird in erster Linie durch strenge Gesetze und Kontrollsysteme gewährleistet. Die Schweizer Politik der Lebensmittelsicherheit ist relativ kohärent und stimmt vollständig mit derjenigen auf EU-Ebene überein.
Massnahmen zur Förderung einer gesunden Ernährung
Da die öffentliche Gesundheit in der Schweiz ein weitgehend neues Politikfeld darstellt, das sich noch im Aufbau befindet, sind erst wenige Instrumente vorhanden. Dies kann ein Grund sein dafür, dass die meisten Bemühungen zur Förderung einer gesunden Ernährung auf Informationsarbeit beruhen. Die Informationskampagnen zielen darauf ab, das Bewusstsein der Konsumierenden für die Notwendigkeit einer gesunden Ernährung zu stärken und ihnen die dazu erforderlichen Kenntnisse zu vermitteln.
Die Verantwortung für die Gesundheitsförderung liegt in der föderalen Schweiz weitgehend bei den Kantonen. Die Schweizer Ernährungsstrategie 2017-2024 enthält keine Regulierungen und Anreize, um Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine gesunde Ernährung fördern. Infolgedessen sind die bestehenden gesundheitspolitischen Massnahmen deutlich weniger verbindlich als Massnahmen der Lebensmittelsicherheits- oder Landwirtschaftspolitik.
In der Schweiz werden in der Regel nur wenige Regulierungen und Anreize gesetzt, die die Konsumierenden direkt ansprechen. Eine begrenzte gesetzliche Grundlage verhindert, dass der Bund eine aktivere Rolle im Gesundheitswesen spielt. Das bedeutet, dass die Bundesbehörden bei der Förderung von gesunden Ernährungsentscheiden auf die freiwillige Zusammenarbeit von Wirtschaft und Kantonen angewiesen sind.
Die Gesundheitspolitik zur aktiven Förderung einer gesunden Ernährung ist in der Schweiz daher relativ schwach aufgestellt.
Die EU verfügt seit 2007 über eine umfassende, nicht verbindliche Strategie zu Fragen hinsichtlich Ernährung, Übergewicht und Fettleibigkeit. Vor Kurzem wurde zudem eine europäische Initiative gestartet, die unter anderem auch von der Schweiz unterstützt wird, um den Zuckergehalt in verarbeiteten Lebensmitteln zu reduzieren.
Widersprüche in der Schweizer Ernährungspolitik
Die Politikanalyse der Forschenden zeigte, dass die Schweizer Politik der Lebensmittelsicherheit und der öffentlichen Gesundheit im Wesentlichen kohärente Ziele verfolgen. Weder innerhalb der einzelnen Politikfelder noch im Zusammenspiel mit anderen Bereichen wurden grössere Konflikte festgestellt. Zudem gibt es keine Konflikte hinsichtlich der internationalen Verpflichtungen der Schweiz gegenüber der Europäischen Union.
Die Schweizer Landwirtschaftspolitik ist hingegen weniger kohärent. In diesem Bereich brachte die Politikanalyse mehrere potenzielle Spannungsfelder ans Licht. So verfolgt die Landwirtschaftspolitik zwei durchaus unterschiedliche Ziele. Zum einen soll der Zugang zu ausländischen Märkten gefördert werden. Zur Erreichung dieses Ziels wurden mit der Europäischen Union Abkommen ausgehandelt, die etwa die teilweise Abschaffung oder Senkung der Zölle vorsehen. Die Schweiz hat auch Freihandelsabkommen mit einzelnen Staaten abgeschlossen.
Zum anderen schaffte der Bund jedoch einen strengen regulatorischen Rahmen für die Schweizer Landwirtschaft und greift korrigierend in den Markt ein. Letzteres zum Beispiel, wenn die Landwirte bestimmte Umweltstandards einhalten müssen. Diese teilweise inkohärenten agrarpolitischen Ziele haben zur Folge, dass die einzelnen Massnahmen laufend koordiniert werden müssen.
Einerseits will die Landesregierung, dass die Schweizer Landwirtschaft im europäischen Binnenmarkt wettbewerbsfähig ist, andererseits schützt sie mit vergleichsweise strengen Vorschriften heimische Produzenten und die Umwelt. Die politischen Ziele müssen ständig angepasst werden, um diesen Widersprüchen gerecht zu werden.
Es besteht also ein Zielkonflikt zwischen Aussenhandel und Binnenmarkt. Solche Konflikte entstehen etwa, wenn die Agrarpolitik gleichzeitig auf die Versorgungssicherheit mit landwirtschaftlichen Gütern und höhere Umweltstandards abzielt – beides unter der Prämisse des freien Marktes. Solche Zielkonflikte der Landwirtschaftspolitik gilt es sorgfältig in der Balance zu halten.
Als weitere Quelle politischer Spannungen sehen die Forschenden die zahlreichen Zusammenarbeiten zwischen staatlichen und privaten Akteuren in allen drei Politikbereichen – Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und öffentliche Gesundheit. Stakeholder wie Verarbeitungsunternehmen, Grossverteiler oder Interessengruppen – zum Beispiel Umweltorganisationen, Bauernverbände oder Gesundheitsorganisationen – spielen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Umsetzung politischer Massnahmen. Im Rahmen der Zusammenarbeit können Spannungen entstehen. Deshalb ist ein steter Koordinationsaufwand durch den Staat erforderlich.
Mehr Mitspracherecht für die Konsumierenden bei Entscheiden, die das Ernährungssystem betreffen
Das NFP 69 Projekt "Konsumentenmitsprache" zeigte, dass die Konsumierenden zwar mehr Einfluss auf die Ernährung haben als je zuvor. Ihr Einfluss auf politische Entscheidungen, die das Ernährungssystem betreffen, ist jedoch nach wie vor begrenzt.
Die Forschungsgruppe empfiehlt verschiedene Massnahmen, um den Einfluss der Konsumentinnen und Konsumenten auf ernährungspolitische Entscheidungen zu erhöhen. Dazu gehören die Ausweitung des Beschwerderechts auf Organisationen des Konsumentenschutzes und das Recht der Konsumierenden auf Sammelklagen. Die Forschenden schlagen auch vor, dass der Staat den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine grössere Rolle bei öffentlichen Aufgaben übertragen könnte, etwa bei der Beteiligung an spezifischen Aufgaben der Lebensmittelkontrolle, wie dies bereits auf Gemeindeebene geschieht, oder bei der Schaffung neuer Strukturen als mögliche Plattform für eine engere Zusammenarbeit zwischen Konsumierenden und Politik.